Etwa fünfzehn bis zwanzig Prozent der Kinder jedes Geburtsjahrganges zeigen ausgeprägte Lernprobleme trotz mindestens durchschnittlicher Intelligenz. Am häufigsten handelt es sich um Rechtschreibprobleme. Die Erfahrung zeigt, dass es wenig Sinn macht, mit diesen Kindern immer mehr Lese- oder Rechtschreibübungen zu vollziehen. Das wäre vergleichbar mit dem Versuch, bei einem Sportler mit einer Knieverletzung das Training wiederaufzunehmen, bevor sein Knie wirklich ausgeheilt ist. Kein vernünftiger Trainer käme je auf diesen Gedanken. Das Problem bestand bis vor kurzem darin, dass die eigentliche Ursache der Lernprobleme nicht feststellbar zu sein schien. Statt dessen wetteiferten Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachrichtungen darum, wer denn die „wirkliche“ Ursache gefunden habe. Tatsächlich beginnt sich erst in jüngerer Zeit die Ansicht durchzusetzen, dass es sich um ein breit angelegtes Automatisierungsdefizit handelt, welches von den Betroffenen nur teilweise und sehr unterschiedlich kompensiert wird. Leistungen, die unauffällige Kinder leisten können, „ohne darüber nachzudenken“, können nicht oder nur unter hohem Konzentrationsaufwand erbracht werden. Diese Kompensation kostet erhebliche Energie, führt zu Konzentrationsproblemen und hindert das Kind, sein eigentliches Automatisierungsdefizit abzubauen.
Neuartige Tests der zentralen Wahrnehmung können diese Defizite aufdecken und analysieren.
Durch ein geeignetes Training werden die Automatisierungsdefizite abgebaut
und es stellen sich deutliche Verbesserungen in den Bereichen Sprache, Lesen
und Schreiben ein.